Schongauer Nachrichten vom 18.07.2006

Hilleprandt geht nach 32 Jahren
Peitinger Christian Lindner soll neuer Eisstock-Chef werden
VON HANS PIONTEK

München – Die deutschen Eisstockschützen bekommen einen neuen Präsidenten. Bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Eisstock-Verbandes(DESV) am Samstag in München wird der Garmisch-Partenkirchner Immobilienmakler Bernd Hilleprandt (65) nicht mehr kandidieren. „Nach 32 Jahren im Vorstand des DESV stehe ich nicht mehr zur Verfügung“, hat er rechtzeitig angekündigt. Einen möglichen Nachfolger hat der Werdenfelser, der 1989 in Garmisch-Partenkirchen zum Präsidenten gewählt worden war, schon parat. Wenn es nach ihm geht, wird der 34jährigeChristian Lindner aus Peiting– er ist bislang Sportwart der deutschen Eisschützen –der neue starke Mann.

„Ich gehe davon aus“, sagt Hilleprandt zuversichtlich,„dass Christian Lindner angenommen wird.“ Was Hilleprandt nicht will, sind mehrere Kandidaten für das Präsidenten-Amt und die damit verbundene Gefahr, endloslanger Diskussionen und vieler Wahlgänge.

Für seinen Abschied von der Eisstock-Bühne hat sich der Werdenfelser, dem nachgesagt wird, mit eiserner Hand zu regieren, einiges einfallen lassen. Er will, dass der Eisstocksport reformiert wird. In einen Brief an Manfred Schäfer (Mannheim),dem Präsidenten der Internationalen Föderation für Eisstocksport (IFE) hat Hilleprandt unter anderem diese Vorschläge zur Diskussion gestellt. Er hätte es gern, wenn künftig in der Bundesliga und bei deutschen Meisterschaften die Eisfläche in sechs Längsbahnen mit jeweils 36 Meter Länge eingeteilt würde. Damit wäre nach seiner Überzeugung das Spielgeschehen für die Besucher gut überschaubar. Dass die Eisfläche weiterhin in eine Vielzahl von Querbahnen aufgeteilt wird, die von Bande zu Bande gehen, das soll schon bald ein Ende haben.

Nach den Vorstellungen von Hilleprandt soll es weiterhin künftig untersagt sein, während des Wettkampfes die Laufplatte des Eisstocks zu wechseln. Das würde dazuführen, dass auch schwächere Nationen, die nicht das Geld für eine teure Materialschlacht haben, mehr Chancen auf Erfolg bekommen.

Am tiefsten aber greift Hilleprandt mit seinem dritten Vorschlag in das Geschehen auf dem Eis ein. Er will, dass künftig beim Mannschaftskampf abwechselnd geschossen wird, völlig unabhängig davon, welches Team gerade im Vorteil ist. „Das bringt mehr Spannung ins Spiel“, sagt der Werdenfelser,  „weil mehr taktiert werden kann.“

Aber der scheidende Präsident, der 1997 mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde, ist Realist genug, um zu erkennen, dass es sehr schwer wird, Regeländerungen durchzubringen. „Die Basis ist sehr konservativ“, sagt er nur. Und er weiß auch, dass für viele Stockschützen der Leistungssportgedanke nicht im Vordergrund steht, sondern Spiel und Spaß. Manchmal mehr, als es dem Präsidenten lieb sein kann. So ist beispielsweise in der Ausschreibung für die Endrunde eines Kreispokal-Turniers dieser Hinweis zu finden: „Bei allen Verbandswettbewerben in Bayern besteht ein absolutes Rauch- und Alkoholverbot auf der Spielfläche.“

Wer immer auch in München zum neuen Präsidenten gewählt wird, die Eisstockschützenwerden in ihn die Hoffnung setzen, dass er sich von der allgewaltigen IFE nicht unterbuttern lässt. Schützenhilfe bekommen sie dabei von Helmut Simmel (Wörth/Donau), dem Eisschieß-Obmann des Bayerischen Eissport-Verbandes. „Die IFE diktiert beispielsweise, welche Laufsohle erlaubt ist, und welche nicht, sie legt fest, ob Kunststoff-Stiele erlaubt sind, oder nicht. Diese Materialschlacht muss aber unbedingt eingedämmt werden.“